Ich bin kein grosser Fan von political correctness
Jung, motiviert und politisch klar positioniert. Seit Mitte Oktober ist der Merlischacher Damian Henniger Präsident der Jungen SVP Kanton Schwyz. Im Interview spricht er über seine politischen Anliegen und die Rolle der Jugend in der Schweizer Politik.
Von Matthias Niederberger
Beim Kaffee wirkt Damian Henniger nicht gestresst, obwohl dies nicht weiter verwunderlich wäre. Viel Freizeit bleibt dem 19-jährigen ETH-Studenten nicht. Das Studium in Bauingenieurswissenschaften und sein politisches Amt nehmen viel Zeit in Anspruch. Was spornt den Jungen Merlischacher an?
Freier Schweizer: Wie muss man sich Ihre Wahl am 15. Oktober vorstellen? Eine Kampfwahl oder eine verzweifelte Suche nach einer Person welche das Amt übernimmt?
Henniger: Ich war der einzige Kandidat, aber von einer verzweifelten Suche kann man nicht sprechen. Die JSVP brauchte einen neuen Präsidenten und ich stellte mich zur Verfügung – ganz einfach.
Welche Aufgaben hat man als Präsident einer Jungpartei?
In der Anfangsphase muss ich mich natürlich einarbeiten und einlesen, deshalb ist der zeitliche Aufwand etwas grösser. Ich muss Vorstandssitzungen organisierenund schauen, dass die neue Aufgabenverteilung und Vorstandsstruktur funktioniert. Vorher war ich Beisitzer, weshalb ich die Arbeit im Vorstand schon kenne. Als Präsident kann ich mehr aus Eigenantrieb gestalten, auch Öffentlichkeitsarbeit und der Kontakt zu anderen Jungparteien gehören zu meinen Aufgaben. Vor allem soll aber aus meiner Sicht die Präsenz der Jungen SVP gestärkt werden.
Wie wollen Sie die Präsenz stärken?
Zum Beispiel indem wir Infoanlässe organisieren oder Podien an Schulen und Gymnasienveranstalten. Wir wollen Aufmerksamkeit schaffen und das politische Bewusstsein der Jugend stärken.
Was ist Ihr Ansporn für dieses zeitintensive Ehrenamt?
Wir haben in der Schweiz eine einmalige Situation: Bereits mit 18 Jahren kann man auf politischer Ebene mitreden und etwas bewegen, das ist ein Privileg. Die heutige Politik betrifft insbesondere die junge Generation und ich finde, man sollte diese Chance nutzen. Ich sehe politische Partizipation als Verpflichtung, die mir Freude bereitet.
Hat die JSVP Mühe engagierte Leute zu finden?
Da wir die wählerstärkste Jungpartei im Kanton Schwyz sind, haben wir nicht so Mühe motivierte Leute zu finden. Allerdings ist ein Amt immer mit zeitlichem Aufwand verbunden. Nicht jeder hat die Möglichkeit, nebst dem Beruf politisch tätig zu sein. Ein weiteres Problem ist, dass sich viele junge politisch nicht festlegen wollen. Aber
das muss man auch nicht, niemand muss strikt in allen Belangen die Parteilinie vertreten.
Welchen Politstil pflegen Sie?
Ich sage was ich denke und bin kein grosser Fan von political correctness. Das heisst nicht, dass ich auf stur schalte. Mehrere Köpfe denken bekanntlich besser als einer. Deshalb ist es mir wichtig, die gegnerische Meinung anzuhören und auch die eigene stets zu hinterfragen.
Wie unterscheidet sich die JSVP von ihrer Mutterpartei im Kanton Schwyz?
Jungparteien sind generell etwas aufmüpfiger, vielleicht etwas direkter als ihre Mutterparteien. Das soll auch so sein. Aber in den meisten Fragen stimmen wir eigentlich überein.
Sind Sie ein postfaktischer Politiker?
Nein, ich finde man sollte sich an die Fakten halten. Aber in der Politik müssen zwangsweise Annahmen getroffen werden, da man in die Zukunft (sowie auch in die Vergangenheit) schauen muss.
Wo liegen Ihre politischen Schwerpunkte?
Ich interessiere mich insbesondere für die Finanzpolitik und bin konsequent gegen neue Abgaben und Steuern. Einerestriktive Migrationspolitikist mir wichtigundichsetze mich für unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen ein.
Gibt es Themen wo Sie von der Parteilinie abweichen?
Das kann es geben. Beispielsweise war ich im Gegensatz zur Partei gegen die Ecopop-Initiative und gegen die Flat-Rate Tax. Bei der Ecopop-Initiative war für mich die Unternehmerpolitik ausschlaggebend, wir müssen attraktiv bleiben und die Initiative hätte keinen Handlungsspielraum gelassen beider Zuwanderungsbegrenzung.
Und weshalb waren Sie gegen die Flat-Rate Tax?
Ich bin für steuerliche Gleichberechtigung und grundsätzlich gegen die progressive Besteuerung. Bei der Flat-Rate Tax wäre die Vermögenssteuer angehoben worden – diese sollte aus meiner Sicht abgeschafft werden.
Haben Sie ein politisches Vorbild?
Ein politisches Vorbild habe ich nicht. Aber mein Vater ist ein Vorbild für mich. Er arbeitete stets hart und mit viel Leidenschaft.
Sie sind in Merlischachen aufgewachsen. Haben Sie auch lokalpolitische Anliegen?
Als Student der Bauingenieurwissenschaften interessieren mich Bauchtechnische Vorhaben natürlich besonders. Die Südumfahrungbetrachte ich kritisch – für mich ist das keine richtige Umfahrung. Ganz allgemein sind für mich in Küssnacht viele verkehrspolitische Verbesserungen notwendig.
In Bern spricht man im Zusammenhang mit Köppel, Vogt etc. von der Akademisierung der SVP.Passiert nun in der JSVP Schwyz das Gleiche?
Wir haben einige Studenten im Vorstand, das ist wahr. Auch als Student kann man Volksnah sein. Im Kanton Schwyz sind wir zwar in der Minderheit, aber auch ich gehe am Feierabend mit diesen Leuten ein Bier trinken. Und man kann sich ja trotzdem für die Mehrheit einsetzen. Bei uns hat das aber auch praktische Gründe: Als Student ist man vielleicht zeitlich etwas flexibler als im Beruf, weshalb man gut ein politisches Amt besetzen kann. Zwar habe ich an der ETH oft 70-Stunden Wochen, kann aber problemlos zwischendurch ein Mail beantworten oder einen Text gegenlesen.
Zum Schluss: Haben Sie politische Ambitionen? Wird man noch von Damian Henniger hören?
Der Beruf geht ganz klar vor – das soll im Milizsystem Schweiz auch so sein. Aber natürlich würde ich irgendwann gerne den Kanton Schwyz in Bern vertreten, sofern die Wähler das auch wollen.
Dieses Interview erschien am Dienstag 8. November 2016 im Freien Schweizer (freierschweizer.ch)
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